Woran erkennt man Lipödem?

woran erkennt man lipödem

Lipödem ist eine chronische Erkrankung, die vorwiegend Frauen betrifft und sich durch eine ungleichmäßige Fettverteilung an den Beinen, Hüften und manchmal auch an den Armen äußert. Betroffene leiden oft unter Schmerzen, Druckgefühl und einer erhöhten Neigung zu blauen Flecken. Doch wie genau erkennt man ein Lipödem und welche Anzeichen sind wirklich typisch? Dieser umfassende Ratgeber hilft dir, die Symptome richtig zu deuten und die nächsten Schritte zu gehen.

Lipödem erkennen: Die wichtigsten Anzeichen im Überblick

Das Lipödem ist mehr als nur „schwere Beine“ oder unliebsame Pölsterchen. Es ist eine ernstzunehmende Erkrankung, die das Leben vieler Frauen beeinträchtigt. Umso wichtiger ist es, die charakteristischen Anzeichen frühzeitig zu erkennen und sich professionelle Hilfe zu suchen.

Ungleichmäßige Fettverteilung: Ein entscheidendes Merkmal

Eines der auffälligsten Symptome des Lipödems ist die disproportionale Fettverteilung. Während der Oberkörper oft schlank bleibt, sammeln sich an den Beinen, insbesondere an den Oberschenkeln und Knien, Fettpolster an. Diese Diskrepanz zwischen Ober- und Unterkörper ist ein deutliches Warnsignal.

Manchmal betrifft das Lipödem auch die Arme, wobei die Fettansammlung in der Regel unterhalb der Ellbogen auftritt. Hände und Füße sind jedoch typischerweise nicht betroffen, was zu einem sogenannten „Manschettenphänomen“ führen kann. Das bedeutet, dass die Fettpolster abrupt oberhalb von Hand- oder Fußgelenk enden.

Schmerzen und Druckempfindlichkeit: Mehr als nur ästhetisch

Anders als bei normalem Übergewicht verursacht das Lipödem oft Schmerzen und eine starke Druckempfindlichkeit in den betroffenen Bereichen. Viele Betroffene beschreiben ein Spannungsgefühl, das sich im Laufe des Tages verstärken kann. Leichte Berührungen oder Druck, beispielsweise durch enge Kleidung, können bereits unangenehm sein.

Die Schmerzen können von einem leichten Ziehen bis hin zu stechenden Schmerzen reichen und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Sie sind nicht nur auf die Fettansammlungen zurückzuführen, sondern auch auf Entzündungsprozesse im Gewebe.

Neigung zu blauen Flecken: Ein Zeichen für die Fragilität der Gefäße

Ein weiteres typisches Anzeichen für Lipödem ist die erhöhte Neigung zu blauen Flecken (Hämatomen). Schon bei leichten Stößen oder Druck entstehen blaue Flecken, die oft ohne erkennbaren Grund auftreten. Dies deutet auf eine erhöhte Fragilität der Blutgefäße im betroffenen Gewebe hin.

Die blauen Flecken können in unterschiedlicher Größe und Intensität auftreten und sind oft schmerzhaft. Sie sind ein wichtiges Indiz für die Erkrankung und sollten ärztlich abgeklärt werden.

Weitere Symptome, die auf Lipödem hindeuten können

Neben den genannten Hauptsymptomen gibt es noch weitere Anzeichen, die auf ein Lipödem hindeuten können:

  • Schweregefühl in den Beinen
  • Schwellungen im Laufe des Tages, besonders bei Wärme
  • Kältegefühl in den betroffenen Bereichen
  • Empfindlichkeit gegenüber Berührungen
  • Eingeschränkte Beweglichkeit
  • Cellulite (Orangenhaut) in den betroffenen Bereichen

Die Stadien des Lipödems: Von leicht bis schwer

Das Lipödem wird in drei Stadien eingeteilt, die den Schweregrad der Erkrankung beschreiben. Die Einteilung hilft Ärzten, die passende Therapie zu wählen und den Verlauf der Erkrankung zu beurteilen.

Stadium I: Glatte Hautoberfläche, Fettgewebe verdickt

Im ersten Stadium ist die Hautoberfläche noch glatt, obwohl sich unter der Haut bereits Fettgewebe verdickt hat. Die Fettansammlungen sind noch relativ weich und können durch Hochlagern der Beine reduziert werden. Schmerzen und Druckempfindlichkeit sind in diesem Stadium oft noch gering.

Stadium II: Unebene Hautoberfläche, dellenförmige Struktur

Im zweiten Stadium wird die Hautoberfläche uneben und weist eine dellenförmige Struktur auf, die an Orangenhaut erinnert. Das Fettgewebe ist deutlich verdickt und verhärtet. Schmerzen, Druckempfindlichkeit und Schwellungen nehmen zu. Das Hochlagern der Beine bringt nur noch wenig Linderung.

Stadium III: Deutliche Verformungen, ausgeprägte Schwellungen

Im dritten Stadium kommt es zu deutlichen Verformungen der Beine und Arme. Das Fettgewebe ist stark verdickt und verhärtet. Es bilden sich sogenannte „Wammen“, also überhängende Fettlappen. Schmerzen, Druckempfindlichkeit und Schwellungen sind stark ausgeprägt. Die Beweglichkeit ist oft eingeschränkt.

Es ist wichtig zu beachten, dass sich das Lipödem individuell unterschiedlich entwickeln kann und nicht jede Betroffene alle Stadien durchläuft.

Lipödem oder Lymphödem? Die Unterschiede erkennen

Oft wird das Lipödem mit dem Lymphödem verwechselt, da beide Erkrankungen ähnliche Symptome verursachen können. Es ist jedoch wichtig, die Unterschiede zu kennen, um die richtige Diagnose und Behandlung zu erhalten.

Merkmal Lipödem Lymphödem
Ursache Genetische Veranlagung, hormonelle Faktoren Störung des Lymphsystems
Betroffene Körperteile Beine, Hüften, Arme (symmetrisch) Einseitig oder beidseitig, Füße/Hände oft betroffen
Schmerzen Ja, oft Druckempfindlichkeit Weniger schmerzhaft, eher Spannungsgefühl
Dellenbildung Ja, typisch Eher selten
Stemmersches Zeichen Negativ (Hautfalte an Zehen/Fingern abhebbar) Positiv (Hautfalte nicht abhebbar)
Reaktion auf Hochlagern Geringe Verbesserung Deutliche Verbesserung

Das Stemmersche Zeichen ist ein wichtiger Unterschied: Beim Lymphödem ist es nicht möglich, eine Hautfalte an den Zehen oder Fingern abzuheben, da das Gewebe stark geschwollen ist. Beim Lipödem ist dies in der Regel möglich.

Die Diagnose Lipödem: So gehst du vor

Wenn du den Verdacht hast, an Lipödem zu leiden, ist es wichtig, einen Arzt aufzusuchen. Ein erfahrener Arzt kann anhand deiner Symptome und einer körperlichen Untersuchung die Diagnose stellen.

Welche Ärzte sind die richtigen Ansprechpartner?

Für die Diagnose und Behandlung von Lipödem sind folgende Ärzte die richtigen Ansprechpartner:

  • Phlebologen (Venenspezialisten)
  • Lymphologen (Spezialisten für Lympherkrankungen)
  • Angiologen (Gefäßspezialisten)
  • Hautärzte (Dermatologen)

Es ist ratsam, einen Arzt zu wählen, der Erfahrung mit der Behandlung von Lipödem hat. Frage bei deiner Krankenkasse nach, welche Ärzte in deiner Nähe spezialisiert sind.

Die körperliche Untersuchung: Ein wichtiger Schritt

Bei der körperlichen Untersuchung wird der Arzt deine Beine und Arme genau betrachten und abtasten. Er wird auf die typischen Anzeichen wie ungleichmäßige Fettverteilung, Schmerzen, Druckempfindlichkeit und blaue Flecken achten. Außerdem wird er das Stemmersche Zeichen überprüfen und gegebenenfalls weitere Tests durchführen.

Zusätzliche Untersuchungen zur Abklärung

In einigen Fällen können zusätzliche Untersuchungen erforderlich sein, um die Diagnose zu sichern oder andere Erkrankungen auszuschließen. Dazu gehören:

  • Lymphszintigraphie (Darstellung der Lymphbahnen)
  • Ultraschalluntersuchung (Sonographie)
  • MRT (Magnetresonanztomographie)

Diese Untersuchungen sind jedoch nicht immer notwendig und werden nur in bestimmten Fällen durchgeführt.

Behandlungsmöglichkeiten beim Lipödem: Wege zur Linderung

Auch wenn das Lipödem nicht heilbar ist, gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, die helfen können, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern.

Konservative Therapie: Die Basis der Behandlung

Die konservative Therapie umfasst verschiedene Maßnahmen, die darauf abzielen, die Schwellungen zu reduzieren, die Schmerzen zu lindern und die Beweglichkeit zu verbessern.

  • Kompressionsversorgung: Das Tragen von Kompressionsstrümpfen oder -hosen hilft, die Schwellungen zu reduzieren und die Lymphdrainage zu unterstützen.
  • Manuelle Lymphdrainage: Eine spezielle Massagetechnik, die den Lymphfluss anregt und die Schwellungen reduziert.
  • Bewegungstherapie: Regelmäßige Bewegung, wie Schwimmen, Radfahren oder Walking, kann die Durchblutung fördern und die Schmerzen lindern.
  • Hautpflege: Eine sorgfältige Hautpflege ist wichtig, um die Haut vor Austrocknung und Entzündungen zu schützen.

Liposuktion: Eine operative Option

Die Liposuktion (Fettabsaugung) ist eine operative Methode, bei der das krankhaft vermehrte Fettgewebe abgesaugt wird. Sie kann helfen, die Schmerzen zu lindern, die Beweglichkeit zu verbessern und die Form der Beine oder Arme zu korrigieren.

Es ist wichtig zu beachten, dass die Liposuktion keine Heilung des Lipödems darstellt, sondern lediglich die Symptome reduziert. Die konservative Therapie sollte auch nach der Operation fortgesetzt werden.

Weitere Behandlungsansätze

Neben den genannten Behandlungsmöglichkeiten gibt es noch weitere Ansätze, die individuell in Betracht gezogen werden können:

  • Ernährungsumstellung: Eine ausgewogene Ernährung kann helfen, das Gewicht zu kontrollieren und Entzündungen im Körper zu reduzieren.
  • Psychologische Unterstützung: Das Lipödem kann eine große psychische Belastung darstellen. Eine psychologische Beratung kann helfen, mit der Erkrankung umzugehen und das Selbstwertgefühl zu stärken.

Die Behandlung des Lipödems ist individuell und sollte in enger Absprache mit dem behandelnden Arzt erfolgen.

FAQ: Die häufigsten Fragen zum Thema Lipödem

Was ist der Unterschied zwischen Lipödem und Cellulite?

Lipödem ist eine krankhafte Fettverteilungsstörung, die Schmerzen und Druckempfindlichkeit verursacht, während Cellulite lediglich ein ästhetisches Problem darstellt, das durch Dellenbildung der Haut gekennzeichnet ist. Cellulite betrifft viele Frauen, während Lipödem eine spezifische Erkrankung ist, die behandelt werden muss.

Ist Lipödem vererbbar?

Es gibt Hinweise darauf, dass Lipödem vererbbar sein kann. Viele Betroffene haben Familienmitglieder, die ebenfalls an Lipödem leiden. Die genauen genetischen Ursachen sind jedoch noch nicht vollständig geklärt.

Kann man Lipödem durch Sport und Ernährung heilen?

Lipödem ist nicht heilbar, aber Sport und eine ausgewogene Ernährung können helfen, die Symptome zu lindern und das allgemeine Wohlbefinden zu verbessern. Sie können die Erkrankung jedoch nicht aufhalten oder rückgängig machen.

Welche Kompressionsstrümpfe sind die richtigen bei Lipödem?

Bei Lipödem werden in der Regel flachgestrickte Kompressionsstrümpfe oder -hosen empfohlen. Diese üben einen gleichmäßigen Druck auf das Gewebe aus und unterstützen die Lymphdrainage. Der Arzt kann die passende Kompressionsklasse und -größe verordnen.

Wie oft sollte man zur Lymphdrainage gehen?

Die Häufigkeit der Lymphdrainage hängt vom Schweregrad des Lipödems und den individuellen Bedürfnissen ab. In der Regel werden ein bis zwei Behandlungen pro Woche empfohlen. Der Arzt oder Lymphtherapeut kann einen individuellen Behandlungsplan erstellen.

Hilft eine Operation bei Lipödem wirklich?

Die Liposuktion (Fettabsaugung) kann bei Lipödem helfen, die Schmerzen zu lindern, die Beweglichkeit zu verbessern und die Form der Beine oder Arme zu korrigieren. Sie ist jedoch keine Heilung und die konservative Therapie sollte auch nach der Operation fortgesetzt werden.

Übernehmen die Krankenkassen die Kosten für die Liposuktion?

Die Krankenkassen übernehmen die Kosten für die Liposuktion in der Regel nur in bestimmten Fällen, beispielsweise wenn die konservative Therapie nicht ausreichend wirksam ist und ein hoher Leidensdruck besteht. Es ist wichtig, sich vor der Operation mit der Krankenkasse in Verbindung zu setzen und die Kostenübernahme zu klären.

Kann Lipödem auch Männer betreffen?

Lipödem betrifft fast ausschließlich Frauen. In sehr seltenen Fällen können auch Männer betroffen sein, meist im Zusammenhang mit hormonellen Störungen.

Was kann ich selbst gegen Lipödem tun?

Du kannst selbst einiges tun, um die Symptome zu lindern: Trage Kompressionsstrümpfe, mache regelmäßig Lymphdrainage, bewege dich ausreichend, ernähre dich ausgewogen und pflege deine Haut sorgfältig. Eine positive Einstellung und der Austausch mit anderen Betroffenen können ebenfalls helfen.

Wo finde ich Unterstützung bei Lipödem?

Es gibt verschiedene Selbsthilfegruppen und Online-Foren, in denen du dich mit anderen Betroffenen austauschen und Unterstützung finden kannst. Sprich auch mit deinem Arzt über mögliche Anlaufstellen und Beratungsangebote.

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