
Wieder mal auf der re:publica
Zum zweiten Mal war TONIC auf dieser MeDigiTechnInkluCyBlogSex-Messe und erzählt hier, was es zu hören gab.
Big Data sollte öffentlichen Nutzen haben, und darum öffentliches Gut werden, meint Sarah Williams vom Civic Data Design Lab. So nutzt sie die Handys der Bewohner von Nairobi, um einen U-Bahn-Plan des inoffiziellen ÖPNVs der kenianischen Hauptstadt zu zeichnen. Menschen nutzen so ihre Daten selbst und überlassen sie nicht Unternehmen und Geheimdiensten. Williams betont außerdem die kreativen Möglichkeiten, die sich aus der Visualisierung der Daten ergeben. Inspiration für die nächste Sub Altern Metro Map?
Apropos Geheimdienste: M.C. McGrath berichtet aus seiner Werkstatt, wie er sie zurücküberwacht. Und zwar einfach mittels dem, was sie selbst preisgeben, auf Facebook oder LinkedIn. Das Ergebnis ist IC Watch, wo man sehr, sehr viele Agenten ausspionieren kann.
Tränen in den Augen, Wut im Bauch und das Wissen, grade einem wichtigen Moment beizuwohnen hatten wir bei einer ergreifenden Rede von der tollen Kübra Gümüşay. Hass im Netz ist organisiert, also müssen wir auch Liebe organisieren. Die Verantwortung, sich gegen den Hass zu wehren, liegt nicht bei denen, die ihn abbekommen! #organisierteLiebe ist Appell, das Positive im Netz zu zelebrieren, Kommentarspalten zu fluten und Danke zu sagen. “Zeigen, dass wir dazu stehen. Tweeten. Sharen. Wir sagen daher: Lasst uns einander unterstützen. Lasst uns Liebe organisieren! <3”
Stargast Richard Sennett spricht über die Stadt als offenes System. Seine Sorge: Große Immobilieninvestitionen verwandeln die Städte in geschlossene Systeme (Negativbeispiel: Berlin). Die Globalisierung des Kapitals vereinheitliche die Formen und führe dazu, dass viele Gebäude nicht mehr mit ihrer Umwelt interagierten. Sennett wünscht sich deshalb mehr Uneindeutigkeit und mehr Reibung in den Städten, denn: „Wenn alles zusammenpasst, dann passiert nichts.“
Und woraus kann das Projekt TONIC was ziehen? RYOT will den Ungehörten Stimmen geben und drückt ihnen Kameras in die Hand. Keine neue Idee, aber hier funktioniert’s, weil die Reporter des Alltags aus ihrem Aktivismus keinen Hehl machen.
In die gleiche Richtung könnte es mit Snapchat gehen. Schließt man von der Anzahl der Panels zu diesem Thema und der Witzdichte, die Sascha Lobo der App in seiner Rede The Age of Trotzdem widmet, ist sie das nächste große Ding im Internet. Und auch im Journalismus? Der 14-Jährige Joshua Arntzen erklärt Snapchat für Erwachsene (also auch … uns ಠ_ಠ). Allerdings sind für ihn die Medienkanäle, die es schon auf Snapchat gibt, eher Werbung. Das stimmt pessimistisch, was die Nutzung fürs digitale Geschichtenerzählen betrifft. Sollte TONIC dennoch bald den eigenen Snapchat-Channel wagen?
Text: Imre Balzer, Fabian Stark und Julian_e Goetzke
Auf dem Bild machen Imre und Julian_e grade eine 360°-Video-Erfahrung – mit Tierköpfen.