„Wogegen sollte ich demonstrieren? Ich gehe auf Partys, trinke meinen Tequila und habe meinen Spaß mit den Mädchen, die ich will.“

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Seitdem internationale Handelsembargos und Sanktionen gegen den Iran in Kraft getreten sind, treffen sie weniger seine Wirtschaft als die Mehrheit seiner Zivilbevölkerung, die eine Inflationsrate von jährlich 36 Prozent ertragen muss. Für viele Iraner ist nicht einmal die Versorgung mit lebenswichtigen Medikamenten gesichert; währenddessen fährt ein doch beachtlicher Teil der urbanen Bewohner in Maserati und Porsche in Teherans angesagten Straßen vor.

Im Juni 2011 bezeichnete die Washington Post die iranischen Jugendlichen als „Couch Rebels“, die zwar auf Facebook Fotos von Protesten in arabischen Ländern miteinander teilen, aber nicht selbst auf die Straße gehen. Ein Grund hierfür ist fraglos die brutale Unterdrückung der Proteste vor vier Jahren, die keinen Zweifel daran ließen, dass jeglicher Widerstand dem Volk teuer zu stehen kommt. Zum anderen können sich Mittel- und Oberschicht, die nach Schätzungen inzwischen fast ein Viertel der Bevölkerung bilden, alles leisten, was sie brauchen.

Kaveh Rostamkhani
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So spielen Untergrund-Bands wie Garage480 ihre Rockmusik in verschwitzten Kellern und verbreiten sich über soziale Medien, da sie keine Genehmigung des Ministeriums für islamische Führung und Kultur erhalten. Trotz der desolaten wirtschaftlichen Lage werden Malls nach amerikanischem Vorbild errichtet. Vertretungen ausländischer Marken wie United Colors of Benetton und Sony machen auf Teherans Straßen Geschäfte auf. Und auf privaten Partys gibt es die ganze Palette von Poker und Black Jack über Jack Daniels und Smirnoff.

Während sich das durchschnittliche Einkommen im Land bei 350 Dollar im Monat liegt, werden in der High Society auch High-End Hochzeitsfeiern, die bis zu umgerechnet 30.000 Euro kosten können, veranstaltet. Wenn diese liberalen Freiheiten genossen werden können, sinkt gleichzeitig das Bedürfnis der Mittelschicht, gegen das Regime mobil zu machen. So sagte mir einmal ein Bekannter, der im Staatsdienst arbeitet: „Wogegen sollte ich demonstrieren? Ich gehe auf Partys, trinke meinen Tequila und habe meinen Spaß mit den Mädchen, die ich will.“